Endlich: Wasser sparen mit der „Fake Shower“-App

Wasser ist ein sehr wertvolles Gut – und doch gehen wir immer noch recht verschwenderisch damit um. Es gab da zwar schon den einen (Nutze deinen Wasser-IQ!) oder anderen (Wasserverschwendung ist irgendwie merkwürdig) kommunikativen Ansatz, aber der Durchbruch (und da überschlage ich mich fast vor Begeisterung) kommt jetzt mit der „Fake Shower“-App!

Es gibt eben im Zusammenleben von Menschen durchaus intime Momente, die mit Geräusch verbunden sind, aber seht doch einfach selbst:

Was könnte als nächstes kommen? Die „Fake Heizung“, eine App, mit der man sich ein paar wärmende Gedanken machen kann? Der „Fake-Motor“, mit der man auch als Fußgänger tolle Motorengeräusche von sich gibt (ideal für Autofahrer, die nach dem Führerschein-Verlust unter Entzugserscheinungen leiden) – oder die „Fake App“-App, die einfach nur vorgibt, eine sinnvolle App zu sein? Ach nein, die gibt es ja schon…

Grenzen setzen und vernünftige Rahmenbedingungen schaffen

In seinen „Plädoyer gegen die Leitkultur der Verschwendung“ hat Gerhard Welzer, Direktor des Center  for Interdisciplinary Memory Research, darauf hingewiesen, dass ohne eine Beschränkung von Privilegien jede Entwicklung auf der Stelle tritt. Er zitiert Robert Menasse, der schrieb, dass schon der Manchester-Kapitalismus nicht dadurch zivilisiert wurde, dass politische Entscheidungsträger die Kapitalisten submissest fragten, was diese denn benötigen würden, um konkurrenzfähig zu bleiben und den „Standort Manchester“ zu sichern, sondern im Gegenteil dadurch, dass die Politik dem Kapital Grenzen setzte und Schritt für Schritt vernünftigere Rahmenbedingungen gab. Hätte man die Kapitalisten gefragt, sie hätten ehrlich und glaubhaft und leider auch vernünftig (nach den Gesetzen ihrer Vernunft) versichert, dass ohne Kinderarbeit und ohne Zwölf-Stunden-Tag gar nichts ginge. ( hier nachzulesen).

Modernisierung ist laut Welzer immer das Resultat eines mühsam erkämpften Abbaus von Privilegien. Kinderarbeit, Sklaverei, die 40-Stunden-Woche usw. wurden stets gegen die Widerstände und Interessen der Wirtschaft durchgesetzt.

Dank veränderter Kommunikation ist es heute nicht nur die Politik, sondern der Bürger/Kunde/Konsument selbst, der Grenzen aufzeigen und bessere Rahmenbedingungen einfordern kann. Springt ihm dann nach langem Zögern die Politik mal zur Seite,  merkt man sofort, wie die Industrie dagegen ankämpft.

Aktuelles Beispiel: Unser Verbraucherschutzministerium hat die Kampagne „Initiative Klarheit und Wahrheit“ ins Leben gerufen, deren Herzstück das Internetportal „Lebensmittelklarheit“ ist.

Hier werden nun Produkte vorgestellt, von denen sich Verbraucher getäuscht sehen. Kunden können ihrerseits Produkte melden, diese Meldung wird überprüft und der Hersteller um eine Stellungnahme gebeten. Erst dann wird die Meldung veröffentlicht. Klingt doch eigentlich super, oder?

Und doch gibt es massiven Widerstand – vom Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde (BLL), dem größten Lobbyverband der Lebensmittelindustrie. Sie befürchten in einer Presseerklärungdass die öffentlichkeitswirksame Zurschaustellung einzelner Lebensmittel wie ein Pranger wirkt, mit allen negativen und sogar existenzbedrohenden Konsequenzen für Produkt, Unternehmen und Arbeitsplätze. Schließlich sind die Täuschungen ja  rechtens, denn: Man kann einem sich vollkommen rechtstreu verhaltenden Unternehmen nicht vorwerfen, es begehe mit der regelkonformen Aufmachung seiner Waren eine „Täuschung“. Das sei nicht nur unfair, sondern stehe auch in Konflikt mit grundlegenden verfassungsrechtlichen Garantien (Berufsfreiheit, Eigentumsschutz, Gleichbehandlungsgrundsatz).

Genau. Und deshalb dürfen auch in Kalbsfleisch-Wienerwürstchen 65% Schweinefleisch beinhaltet sein….

Privilegien werden verteidigt und deren Schutz lautstark eingefordert. Wieso begreifen die Unternehmen denn nicht, dass es viel einfacher wäre, nicht zu mogeln und zu täuschen? Die Verbraucher würden das mit Sicherheit zu schätzen wissen….