Oldschool-Sharing: Dann klappt’s auch mit dem Nachbarn

Ach ja, die Sharing Economy. Ein eigentlich guter Gedanke, der oftmals falsch umgesetzt wird, wie man in meinem Buch  „Green Marketing“ nachlesen kann. Auch die digitale Variante im Form der „Why own it“-App funktionierte nicht richtig und wurde wieder eingestellt.

Der Grundgedanke lautet: Nachbarschaftshilfe – einfach, schnell, direkt und gut verständlich, idealerweise ohne groß Accounts anlegen zu müssen, Fotos zu machen und online aktiv zu sein. Und so simpel, dass auch die analogen Dinos gut damit umgehen können.

Die Lösung: Sticker. Wer hat’s erfunden? Richtig, die Schweizer: Pumpipumpe.

Man bestellt sich die kleinen Aufkleber und klebt diese auf seinen Briefkasten, um damit zu signalisieren, was man ausleihen kann und möchte. So wird Konsum nicht nur ein wenig nachhaltiger, sondern man lernt zudem seine Nachbarn besser kennen.

Die Gründer legen Wert darauf, dass sie am Verleihen nichts verdienen wollen:

Die genauen Bedingungen des Leihens und Ausleihens überlassen wir dir und deinen Nachbarn. Möchtest du ein Pfand als Sicherheit? Teilt ihr euch am Ende die Kosten für ein Zeitungsabo? Gibt es ein Stück Kuchen als Dankeschön fürs Mitbenutzen der Kuchenform? Unterhaltet euch und findet die optimale Lösung für jeden Fall. Wir möchten grundsätzlich das kostenlose Leihen (also nicht vermieten) von Gegenständen fördern und hoffen, dass alle Teilnehmer dieses grosszügige Angebot ihrer Nachbarn respektvoll nutzen. In dem Sinne, auf gute Nachbarschaft und gutes Sharen!

Und da nicht immer alle Nachbarn das Objekt haben, was man gerade benötigt, gibt es nun die Pumpipumpe-Map, bei der jeder, der mitmacht, seinen „Briefkasten“ online stellen kann.

 

Eine Idee, so einfach wie charmant. Manchmal hilft es eben, den digitalen Tunnelblick aufzugeben und „back to basics“ zu denken…

Stell dir vor, es ist sharing economy – und keiner macht mit

Teilen ist das neue Besitzen, könnte man meinen, wenn man den momentanen Hype um die sharing economy verfolgt. Grundsätzlich steckt hier ein guter Gedanke drin: Man muss nicht alles kaufen und besitzen, man muss nur jemanden kennen, der das begehrte Objekt hat und zum Ausleihen bereit ist.

Nur: Woher wissen, wer im Freundeskreis über was verfügt? Na, da gibt es doch eine App dafür…:

Toll, oder? Jeder kann hochladen, was er anbietet, und erhält für das Verleihen ein klein bißchen Geld. Dank App immer mobil und schnell zu finden. Schön, dass es so etwas gibt. Gibt? Nein, gab, denn das ambitionierte Projekt „Why own it“ wurde eingestellt – aus Mangel an aktiven Mitmachern.

Gründer Philip Gloeckler klärt in seinem Blog über das Scheitern der App auf:

Zudem sind wir davon ausgegangen, dass den Leuten unsere Idee genauso gut gefällt wie uns und dass sie sich gegenseitig davon erzählen würden. Klar, viele fanden die Idee super, das hieß aber noch lange nicht, dass sie auch die App installierten, sich anmeldeten oder geschweige denn Produkte hochluden.

Leute, die sich angemeldet haben, wollten sich am liebsten etwas ausleihen, hochgeladen hat kaum jemand etwas. Und da meistens noch keiner der eigenen Freunde die App nutzte, bestand für den Nutzer gar nicht die Möglichkeit, sich etwas auszuleihen. Manchmal war das dann der Anreiz, ein paar Freunde einzuladen.

Und das, obwohl App wie Gründer als Vorzeigebeispiel jeder Doku und jedes Artikels über die sharing economy herangezogen wurden – mehr Öffentlichkeit konnte man kaum noch bekommen.

Alle finden es toll, aber keiner macht mit. Liegt hier vielleicht einer der Denkfehler der sharing economy? Vielleicht wünschen sich die Menschen mehr Nachbarschaftshilfe, aber vielleicht sind sie auch der Meinung, dass gewisse Leistungen anders honoriert werden sollten als mit Geld. Wenn wir nämlich anfangen, jeden Freundschaftsdienst nur noch gegen Bezahlung zu leisten (leisten zu müssen, denn sonst bekommt der Mittler ja nichts ab), dann geht unseren menschlichen Beziehungen die letzte Qualität verloren. Wenn ich bisher die Wohnung des Nachbarn für ein Glas Marmelade aus dem Urlaubsland gehütet habe, dann ist das eben etwas anderes, wenn ich jetzt pro Tag 5,- Euro dafür verlange.

Es gibt mehr als nur diesen Bereich, der nicht ökonomisiert werden sollte, werden darf. Die Krux aller „social entrepreneur“-Modelle ist jedoch, dass sie Geschäftsmodelle sein sollen, also Umsatz und Gewinn erzielen müssen. Und da zeigen manche Anbieter dann ihr wahres Gesicht, nämlich ein durch und durch erzkapitalistisches. Anbieter wie „Airbnb“ und „Uber“ sind millionenschwer, ohne etwas zu besitzen; sie vermitteln nur. Und machen damit Gewinn, ohne das Risiko zu tragen – von den Themen „Steuern zahlen“ und „nationale Gesetze achten“ einmal ganz abgesehen.

Doch diese Anbieter sind vielmehr „rental economy“ als „sharing economy“ wie der VC Fred Wilson in seinem Blog ausführte:

the “sharing economy” was outed as the “rental economy.” nobody is sharing anything. people are making money, plain and simple. technology has made renting things (even in real time) as simple as it made buying things a decade ago.

Und unter diesem Aspekt fordert der schöne Gedanke des Teilens einen hohen Preis: