Die aktuelle Ausgabe von „agora 42„, dem Magazin für Ökonomie, Philosophie und Leben, widmet sich dem Thema Nachhaltigkeit und bietet eine Vielzahl lesenswerter Beiträge.
Prof. Dr. Peter Finke setzt sich in seinem Artikel „Nachhaltigkeitsgeschwätz“ mit der „erstaunlichen Karriere eines Begriffs“ auseinander und weist nach, dass „nachhaltig“ mittlerweile inflationär oft gebraucht wird, aber selten richtig und sinngemäß (s. hierzu auch den Gastbeitrag von Oliver Schmidt).
Er stellt uns abschließend vor die Entscheidung:
„Wir haben die Wahl: Wachstum oder Nachhaltigkeit. Nicht auf das Neue müssen wir verzichten, sondern auf das Maßlose und Überflüssige. Wir stehen mithin vor einer sehr unangenehmen Einsicht. Sie heißt: entweder Nachhaltigkeit oder Wachstum, beides geht nicht zusammen. Nur verbal wird beides gerne zusammengerührt und mit Wortschminke kaschiert: „qualitatives Wachstum“, „Effizienzwachstum“, „grünes Wachstum“ oder eben „nachhaltiges Wachstum“. (…) Wir benötigen neue Lebensstile echter Nachhaltigkeit und deshalb auch eine neue Politik – aber mit dem Wachstum ist es dann vorbei.“
Finke bietet 5 Schritte an, wie man von den Ursachen der Wachstumssucht loskommen kann – und die von dem Oldenburger Wirtschaftsprofessor Niko Paech erarbeitet wurden:
„1. durch die Entrümpelung des Überflüssigen und eine kritische Überprüfung unserer Beschleunigungskultur („Entschleunigung“)
2. indem wir die übliche Fremdversorgung wieder in eine Balance mit möglicher Selbstversorgung bringen
3. durch die Förderung regionaler Ökonomien anstelle einer diese vielerorts zerstörenden Globalisierung
4. indem wir, wo immer es geht, stoffliche Nullsummenspiele organisieren
5. durch gezielte, diese Prozesse unterstützende institutionelle Innovationen“
Paech betont, dass auch in einer Postwachstumsökonomie Märkte, Unternehmen, Konsumgüter und Innovationen benötigt werden – nur jenseits einer Kultur der Maßlosigkeit.
Die guten Katholiken wissen, dass Maßlosigkeit schon immer eine der sieben Todsünden gewesen ist – nicht nur im privaten, sondern auch im wirtschaftlichen Leben. Das Umdenken zu einer Kultur des Maßhaltens führt zwangsläufig zum Ende der Obsoleszenz.
Die Vision lautet also: weniger Zeugs besitzen, dafür mehr Zeit & Freiheit gewinnen. Kann das funktionieren?