Man sollte, man könnte, man müsste – der apokalyptische Konjunktiv

Wir alle wissen, wie es besser, wie es grüner geht, und doch fällt es uns oft sehr schwer, auch die notwendigen Schritte umzusetzen. Doch wenn wir schon im Kleinen scheitern, wie soll es dann im Großen erfolgreich sein?

In der aktuellen, sehr lesenswerten Ausgabe von „agora42“ findet sich dazu ein Artikel von Harald Welzer, Gründer der Stiftung Zukunftsfähigkeit, der diese „Apokalypseblindheit“ beschreibt. Dieser treffende Begriff bezeichnet die Unfähigkeit, das vorhandene Wissen über künftige Gefahren angemessen einzuschätzen und daraus die richtigen Schlussfolgerungen zu ziehen.

Welzer sieht diese Blindheit in dem sogenannten fundamentalen Attributionsfehler begründet, der besagt, „dass wir, wenn wir das Zustandekommen einer eigenen Handlung erklären, fast immer auf die Umstände Bezug nehmen – die Sache erforderte schnelles Handeln, ich war gezwungen, die Stelle von Herrn X zu streichen, ich konnte da gar nichts machen… Wenn aber andere Menschen Dinge tun, neigen wir regelmäßig dazu, die Motive dafür in der Person zu suchen – er kriegt das nicht hin, weil er ein Versager ist, er hat das nicht gesagt, weil er ein Lügner ist, er hat die Frau getötet, weil er ein Mörder ist.

Jeder von uns verstößt mit Sicherheit mehrmals täglich gegen seine eigentliche Überzeugung – und hat immer eine gute Ausrede parat. Das Leben im Konjunktiv ist immer das richtigere…

Ich beispielsweise bin ein leidenschaftlicher Fleischesser, obwohl ich weiß, dass wir alle eigentlich weniger und seltener Fleisch essen sollten. Folgende Infografik, die mir von Stephan Jost freundlicherweise zur Verfügung gestellt wurde, zeigt auch deutlich auf, warum:

Nahrung und Ernährung Deutschland
Via: Gute Nahrung

Eigentlich ist alles klar – aber deshalb soll ich gleich auf den Schinken verzichten? Sollen doch „die anderen“ erst einmal damit anfangen….

Wenn es im „green marketing“ um Kommunikationsstrategien geht, dann müssen meiner Meinung nach diese „fundamentalen Attributsfehler“ und die Apokalypseblindheit berücksichtigt werden. Verhalten verändert sich nicht (leider) über die Ansprache der Vernunft, sondern über emotionale Faktoren, die persönlich berühren. Und dann schaffen wir es vielleicht, vom apokalyptischen Konjunktiv zum weltrettenden (drunter tu‘ ich’s nicht) Indikativ zu kommen…

Green placement – am Beispiel FedEx

Ich muss leider immer wieder betonen, dass „Grün-Sein“ im Business in erster Linie zunächst Geld kostet – und keins einspart. Ausnahme: das Placement-P – oder eben Distribution, Logistik, Transport. Hier können die Einsparungen durchaus erheblich sein.

Am Beispiel von FedEx kann man auf der Website ihres „Eartsmart„-Programmes nachlesen, wie FedEx zum Beispiel durch eine optimierte Routenplanung Sprit spart – und schneller zum Kunden kommt.

Oder wie sie via elektronischer Datenverarbeitung soviel Papier sparen wie möglich,  wie sie in ihren Gebäuden alternative Energien nutzen oder wie sie versuchen, im ganzen Unternehmen das Prinzip „reuse & recycle“ umzusetzen (nebenbei retten sie noch Schildkröten im Golf). Das Ganze eben nicht dröge aufbereitet, sondern mit coolen Infografiken und Animationen präsentiert.

Natürlich freut sich jedes Unternehmen, wenn es effizienter arbeiten und dadurch auch kostspielige Ressourcen einsparen kann. Aber es geht heutzutage nicht mehr nur allein um das Unternehmenswohl, sondern vielmehr um die Verantwortung für das gesamte System – auch (und gerade) wenn man als Transport-Dienstleister jeden Tag der uneingeschränkten Mobilität huldigen muss.

Green Marketing beschränkt sich jedoch nicht nur auf die Optimierung der Logistik – auch die Kommunikation gehört dazu. Denn wenn „grün“ heute ein Wettbewerbsvorteil ist, dann gehört „Grün-Sein“ auch dementsprechend mitgeteilt. Da weiß ich nun allerdings nicht, ob FedEx hier ein glückliches Händchen bewiesen hat…