Blühende Wälder und dunkle Wiesen – grüne Stereotype in der Werbung

Hat sich eigentlich irgendjemand schon mal gefragt, seit wann Wurst ausgerechnet in einer Mühle hergestellt wird? Egal – solange weiterhin alle Stereotypen und Klischees das schönen Landlebens gewahrt werden:

 

…werden Würste wahrscheinlich noch in Baumhäusern gezüchtet:

 

Nun ja, würde man ein bißchen genauer hingucken, so wie greenpeace, dann würde man merken, dass hinter der schönen Fassade doch so einiges nicht stimmt:

Natürlichkeit liegt im Trend, also macht die Rügenwalder Mühle jetzt auch mal ein bisschen auf „pur“ und lässt vier überflüssige Zusatzstoffe weg. Aber selbstverständlich liefert ihnen Deutschlands umsatzstärkste Wurstmarke weiter echte Massenware – aus Agrarfabriken, in denen Tausende Schweine industriell gemästet werden.“

Viel spannender im Sinne von greenmakketing ist es jedoch, wie schnell diese Klischee auch wieder zur Persiflage eingesetzt werden können, z.B. wenn es um glückliche Gemüse-Döner geht:

 

Oder auch um die Apfelernte für den richtigen Cider:

 

Stereotype und Klischees dienen eben in der Werbung dazu, schnell Bilder, Assoziationen und Stimmungen zu schaffen, die der Konsument dann möglichst gar nicht erst hinterfragt. Oder wie war das nochmal mit Wurst & Mühle…? 🙂

Wir stutzen erst dann, wenn uns die gleichen Bilder in einem „falschen“ Kontext präsentiert werden – dabei sollten wir uns  schon eher mal fragen, was uns da eigentlich präsentiert wird:

Viral wirkt – Clooney macht Druck

Vor einigen Wochen setzte „Solidar Suisse“ einen gut gemachten Spoof ins Internet, der sich seitdem sehr erfolgreich viral verbreitet hat:

 

Solidar fordert dabei von Nestlé, sein gesamtes Angebot auf fair gehandelten Kaffee umzustellen und sich eindeutig gegen Kinderarbeit zu positionieren.

Eine Aktion, die Solidar Suisse nicht nur eine hohe Aufmerksamkeit gebracht hat, sondern die auch einen weiteren Erfolg erzielte, wie die „taz“ meldete:

„Nach Informationen aus der Nestlé-Zentrale in Vevey am Genfer See will Clooney seinen demnächst auslaufenden Werbevertrag für die Nespresso-Kapseln nur verlängern, wenn Nestlé ihm sowie gegenüber „Solidar Suisse“ nachweist, dass die Arbeiter auf den Kaffeeplantagen nach den Kriterien des fairen Handels bezahlt und keine Kinder unter 18 Jahren beschäftigt werden.“ („Vom großen Erfolg eines Doubles“)

Die virale Verbreitung von Parodien erfolgreicher Werbung (wie beispielsweise auch durch Greenpeace) erweisen sich dabei nicht mehr nur als unterhaltsam, sondern erreichen dank Social Media auch eine wesentlich größere Zielgruppe, die sich dann kritisch mit Produkten und Unternehmen auseinandersetzt – und manchmal erreicht ein Double auch das Original…

40 Jahre „mindbombs“

Ich gebe zu, der Titel ist etwas reißerisch – und nicht ganz korrekt, denn das Konzept der „mindbombs“ hat Greenpeace nicht gleich vom ersten Tag angewendet. Aber Greenpeace feiert 40. Geburtstag und schenkt sich selbst einen schönen Spot:

Greenpeace hat es in den letzten 40 Jahren geschafft, von einer kleinen Protestgruppe zu einer globalen Non-Profit-Organisation mit 3 Millionen Fördermitgliedern und 1.200 Mitarbeitern zu werden. In ihrem Einsatz gegen Walfang, Überfischung, Erderwärmung und gegen die Zerstörung des Regenwalds ist sich Greenpeace früh bewusst geworden, dass der Einsatz und die Nutzung von Medien wesentliche Verstärker der Aktionen sind und durch diese größtmögliche Aufmerksamkeit der optimale Erfolg erzielt wird.

Was damals als mindbomb mit Fotos und Fernsehbildern begann ist heute längst in den sozialen Netzwerken und bei viralen Kampagnen angekommen.

Auch mit dieser medialen Taktik ist Greenpeace ein Vorreiter gegen die „dunkle Seite“ und sollte als Vorbild für andere grüne Organisationen genommen werden…

40 Jahre Greenpeace – herzlichen Glückwunsch!

 

 

 

Wie man das Gewissen zum Einkaufen einsetzt

Wir wissen ja nun, dass wir in den seltensten Fällen rational einkaufen, sondern eher „aus dem Bauch raus“ – unser Verhalten ist hochgradig irrational. Natürlich wollen wir am liebsten nur gesund, ökologisch und fair einkaufen, aber leider vergessen wir das immer am Point-of-sale vor lauter Ablenkung… oder so.

Das gute Gewissen muss also gezielt angesprochen werden, wenn man beispielsweise  fair trade – Produkte verkaufen möchte – und zwar gezielt vor Ort! Das sieht dann so aus:

Schöne Idee, tolle Umsetzung, hohe Aufmerksamkeit und gestiegene Umsätze – also ein voller Erfolg! Und das alles ohne erhobenen Zeigefinger….

Denn die Idee mit dem Gewissen gab es auch schon in den 70er Jahren – und die etwas Älteren unter den Lesern werden sich bestimmt daran erinnern: Bei anderen war die Wäsche immer weicher – und das, obwohl doch ein Weichspüler benutzt wurde!! Da meldete sich dann das  schlechte „Lenor-Gewissen„zu Wort, denn nur die Mutti, die mit Lenor wusch, war eine gute Mutti. Herrlich…

Die Herausforderung „grüner Werbung“ liegt also darin, Sinn und Nutzen zu kommunizieren, aber eben auch Spaß zu machen – und ungewöhnliche Wege zu gehen.

Blut am Apfel – make IT fair!

Schon im makketing-Blog habe ich über das Apple-Problem der wachsenden Aufmerksamkeit über die Produktionsbedingungen in den Foxconn-Fabriken geschrieben, nun war Hannes Koch für die taz vor Ort und hat sich ein Bild über die Situation gemacht.

6-Tage-Woche mit 12 Stunden-Schichten, unbezahlte Pausen und regelmäßige, unbezahlte Überstunden von bis zu 80 Stunden im Monat – das sind die Arbeitsbedingungen, die 13 Arbeiter der Foxconn in den Selbstmord getrieben haben. Laut Foxconn würde allerdings die Arbeiterinnen und Arbeiter ausdrücklich verlangen, mehr arbeiten zu dürfen, um so auch mehr Geld zu verdienen, aber ob das so stimmig ist, sei dahingestellt.

Doch inzwischen wächst der Druck auf Apple.

„Make IT fair“ hatte am 7. Mai zum internationalen Action Day aufgerufen, diesmal unter dem Motto „Time to bite into a fair apple“:

Auf der Website makeitfair.org kann man sich unter anderem ein Toolkit mit vielen Infomaterialen zum Weiterverteilen downloaden, wie z.B. eine Feedback-Karte, die beim nächstgelegenen Apple-Store abgegeben werden kann:

„„Ich wünsche mir faire und nachhaltige iPhones und IT-Produkte in Ihrem Angebot. Apple sollte seinen Zulieferern angemessene Preise zahlen. Damit würden Sie ermöglichen, dass alle ArbeiterInnen in der gesamten Lieferkette ein faires Stück vom Kuchen bekommen – also existenzsichernde Löhne erhalten. Zudem wünsche ich mir Informationen vom Hersteller Apple, wie er die Arbeitsbedingungen verbessert.
Vielen Dank!“

makeITfair hat sich jedoch nicht nur auf Apple eingeschossen, sondern verfolgt als europäische Organisation die Aktivitäten und Produktionsbedingungen aller Hersteller von Consumer Electronics wie Mobiltelefonen, Laptops und MP3-Playern. Sie behalten dabei die Arbeitsbedingungen, den Umweltschutz in der Produktion, aber auch den Vertrieb und die Lieferketten im Auge.

Hannes Koch schreibt, dass der Verbraucher es vorziehen würde, die unangenehmen Informationen über seine geliebten Produkte zu ignorieren. Doch: Kann uns das wirklich weiterhin alles egal sein?

Ungewollte Transparenz – Mogelverpacker entlarvt

Wenn es darum geht, fair zu verkaufen (ob es auch ein „ehrliches Verkaufen“ gibt, müsste noch einmal gesondert diskutiert werden…), dann gehört zu diesem Thema auch die Verpackung dazu.

Ursprünglich ein Transportschutz, verkauft die Verpackung heute als letzter Impact das Produkt am Point of sale. Verpackungsdesign (Form, Farbe, Größe…) wird im Kampf um die Aufmerksamkeit des Verbrauchers beim Einkauf immer wichtiger.

Doch mittlerweile wird die Verpackung immer häufiger dazu benutzt, verdeckte Preiserhöhungen durchzusetzen, wie die Verbraucherzentrale Hamburg kürzlich berichtete.

So verwendet Lenor zum Beispiel den „Jumbo-Trick“: 20% mehr Inhalt in den großen Flaschen bringen eine Preiserhöhung von 114,3% mit sich – und wer von uns rechnet das mal schnell im Kopf nach, wenn er am Supermarktregal steht?

Andere Produkte bleiben zwar „preisstabil“, aber die Menge wird sukzessive immer weniger: In der „Pringels“-Dose sank  z.B. der Inhalt von 200 Gramm erst auf 170 – und nun auf 165 Gramm. Auch das „Yes-Torty“ wog früher einmal 38 Gramm, heute nur noch 32.

Weitere Beispiel finden sich hier.

Die Hamburger Verbraucherschützer haben aber noch einmal nachgelegt und Verpackungen geröngt.  Dabei kam heraus, dass in vielen Verpackungen unnötigerweise mehr als 50% Luft sind – in einzelnen Fällen sogar bis zu 90%!

Maggi Reiskugeln

Trüffel-Luftpackung

Trüffel-Luftpackung

Diese Mogeleien lassen sich nicht nur im Lebensmittelbereich, sondern auch bei kosmetischen und anderen Produkten finden. Mehr Beispiele dazu hier.

Die ungewollte Transparenz durch den Röntgenblick bringt es an den Tag: Wir kaufen in erster Linie leere Verpackungen ein! Das Produkt macht sich im Regal groß und wir fallen darauf rein…. Die Hersteller reiben sich die Hände, denn der Käufer lässt sich weiterhin gerne auf dieses Spiel ein: Auch der Verbraucherschutz bedauert, dass die Konsumenten solche Anbieter bislang noch nicht boykottieren.

Unter dem Aspekt des „green marketing“ sollten wir jedoch daran denken, dass hier unnötig Verpackungsmüll produziert wird, der in der Produktion Geld kostet und Rohstoffe verbraucht, die dann wiederum von uns in den Müll geworfen werden. Hier muss dringend nicht nur ein Umdenken stattfinden, sondern wir sollten auch handeln, wenn wir nicht wollen, dass auf diese Weise die Müllberge weiter anwachsen!

Wir sind die Konsumenten, die Verbraucher, wir können Mogelpackungen links liegen lassen und so die Produzenten für ihr Tun abstrafen…. Wir haben es in der Hand!