Natürlich hat auch der Tourismus die Zeichen der Nachhaltigkeit längst erkannt – und prompt eine Vielzahl von schwer nachvollziehbaren Siegeln und Gütezeichen entwickelt. Doch es geht beim Thema „green“ nicht nur um CO²-Neutralität oder Bio-Food, sondern auch um den sozialen Aspekt. Die Hotellerie klagt über Nachwuchsmangel, gleichzeitg tut sie jedoch zu wenig, um lange Arbeitszeiten auch an Wochenenden für junge Menschen attraktiv zu machen.
In jüngster Zeit sind mir zwei Hotel-Projekte begegnet, die mir aufgrund ihres sozialen Ansatzes sehr gut gefallen:
Das „Good Hotel„, das temporär zunächst in Amsterdam gestartet ist und demnächst – ab Oktober – für fünf Jahre in London fortgesetzt wird, hat sich zum Ziel gesetzt, Langzeitarbeitslose auszubilden, um sie somit wieder in das Berufsleben zu integrieren. Nach der Ausbildung bleiben die Trainees maximal für 10 Monate im „Good Hotel“ , bevor sie dann an Partner-Hotels weitervermittelt werden. Über 70 Langzeitarbeitslose wurden auf diese Art wieder berufsfit gemacht. Dem Gründer, Marten Dresen, ist es dabei egal, ob die Bewerber keinen Schulabschluss haben, alleinerziehend sind oder eine kleinkriminelle Vergangenheit mit sich bringen, ihm geht es um die 2. Chance, die diese Menschen suchen und von ihm erhalten. Lebensläufe sind ihm egal, die Persönlichkeit ist entscheidend.
Dresen und sein Team sorgen dafür, dass ihre Leute richtig gut werden, also 5-Sterne-Ansprüchen genügen, und geben sie dann ab, wenn sie am besten sind, um Platz für neue Bewerber zu schaffen.
In Wien hingegen muss das „magdas Hotel“ fünf Jahre lang beweisen, dass sich sein Konzept tragen kann.
Betrieben von der Caritas arbeiten hier in erster Linie Flüchlinge, denen in Österreich Asyl gewährt wurde oder die eine vorläufige Aufenthaltserlaubnis erhalten haben. Neben sechs Hotelprofis kommen hier 20 Mitarbeiter aus 14 Nationen zum Einsatz. Auch in Österreich sind Geflüchtete nicht sehr willkommen, das Asylverfahren ist langwierig, die Zuverdienstgrenze liegt bei 110 Euro. Die Caritas, eine Hilfsorganisation der katholischen Kirche, will nun die sozialen Probleme mit wirtschaftlichen Mitteln lösen, in dem es den Flüchtlingen eine richtige Arbeit gibt und somit mehr als nur die Minijobs, denen sie sonst nachgehen könnten. Doch der Hotelmarkt in Wien ist hart umkämpft, derzeit liegt die Auslastung des „magdas“ bei gut 60%, was eineinhalb Jahre nach der Eröffnung kein schlechter Wert ist. Doch spätestens 2020 muss sich das Hotel vollständig von alleine tragen.
Zwei Beispiele für Social Business in der Hotellerie, die Mut machen und zur Nachahmung auffordern!